„Es war Februar. Einem humanistischen Ideal folgend, machten wir eine Reise nach Italien. Auf der Höhe von Genua war Schnee auf der Autobahn.“
„Sabbioneta, das Theater. Eine Reiseführerin, die selbst einmal gespielt hat: Die Bühne ging ganz runter, das Dach wölbte sich wie der Himmel. Uneinigkeit, wo der Fürst Vespasiano Gonzaga, wo die Herren, wo die Damen sassen. Sehr gute Akustik, verblüffende Perspektive. Als wäre jemand in meinem Kopf. Dann nach Parma ins Teatro Farnese gefahren. Überwältigt gewesen. Alles Holz, das neue braun, das alte bemalt. Vielleicht zehn Aufführungen in hundert Jahren. Stadiongefühl im Palast des Herrschers. Draussen sind Männer und haben nichts zu tun.“
„Don Ennio, enttäuschter Pastor der Idealstadt, versuchte dreissig Jahre lang jeden Sonntag seiner Gemeinde die Schönheit der Kunst des Cinquecento nahezubringen, statt die Bibel vorzulesen. Komplett gescheitert. Dafür hat er sein eigenes Museum mit irrwitzigen Devotionalien und der originalen Goldenen Vlies - Kette seines geliebten Übervaters, des Fürsten und Stadtgründers Vespasiano Gonzaga aufgebaut. Das ist von seinem Idealismus geblieben. Keiner geht hin.
Oh, war er streng mit uns, ein Lurch, der aus seiner jahrhundertealten Katakombe kurz und missmutig ins Licht blinzelt.“
„Was war das für ein Moment für die Menschen der Renaissance, als die Perspektive entdeckt wurde? Kann man denn sagen, sie war vorher nicht da? Durften Menschen damals denn alles nur flach sehen und konnten und durften nicht in die Ferne schauen? Offenbar muss es jemanden gegeben haben, der plötzlich fähig war, das was er sah, einfach darzustellen. Gegen alle Gewohnheiten hat er sich das plötzlich erlaubt, das was weit weg klein erscheint, auch klein zu zeichnen. Und von da an ging es los in die Ferne.“
„Ich versuchte Sabbioneta joggend zu umkreisen. Versuchte den Mauern zu folgen. Es war Februar, feucht, neblig, musste zeitweise ausholen, an einem verlassenen Kapuzinerkloster vorbei, lief dann auf einem Damm, Sabbioneta verschwand im Nebel der Poebene, musste dann auf der Hauptstrasse zurück. Fühlte sich an wie eine Metapher für das Stück. War schön.
Mein Idealismus besteht u.a. darin überall zu joggen, egal wo wir sind.
Folgende Sätze begleiten mich schon die ganze Zeit beim Arbeiten: Wir haben uns überschrien. Wir haben die Kirche mit dem Bordell verwechselt.“
Idee, Konzept und Realisation: Schauplatz International / Mit: Anna-Lisa Ellend, Lars Studer, Martin Bieri, Albert Liebl / Konzept, Raum, Kostüme: raumlaborberlin (Axel Timm, Nicole Timm) / Komposition, Schlagzeug: Martin Lorenz / Akkordeon: Silke Lange / Technik und Lichtdesign: Max Stelzl / Produktionsleitung: Ralf Grunwald, Eva-Maria Bertschy / Recherche und Vermittlung Italien: Anna Gubiani / Öffentlichkeitsarbeit: DON Kommunikation
Koproduktion mit: HAU Hebbel am Ufer Berlin, Schlachthaus Theater Bern, Dampfzentrale Bern, Kaserne Basel, Ringlokschuppen Mülheim / Gefördert durch: Hauptstadtkulturfonds Berlin, Stadt Bern, Kanton Bern, Migros Kulturprozent, Pro Helvetia, Ernst-Göhner-Stiftung, Artephila Stiftung, Burgergemeinde Bern
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